Kora* arbeitet als Herrscherin im Domina-Studio „Dungeon zu Berlin“. Routiniert quält sie ihre Gäste. Heute darf TEN-Reporterin Katja Heise dabei zusehen.
Peter ist Berliner. Dreißig, drei-Tage-Bart, männlich. Ein Mann, der im Leben steht. Doch jetzt hat er Arme und Beine weit von sich gespreizt. mit Lederriemen an die Wand geschnallt. Um den Oberkörper trägt er große Plastikbrüste mit rosa Nippeln. Im Mund einen Lederknebel, auf dem Kopf eine schwarze Zopfperücke. Über seiner Erektion trägt er ein Kondom. Sonst nichts. Peter heißt eigentlich anders, möchte aber anonym bleiben. Peter ist Gast im Dominastudio „Dungeon zu Berlin“. Wie jede Woche.
In der Folterkammer legen sich die "Sklaven" bäuchlings auf die Hängematte |
Peter will es so. Genau so
Heute darf ich einmal zuschauen. Weil ihn das noch mehr erniedrigt, erklärt Domina Kora. Peters Augen sind weit aufgerissen, unsere Blicke treffen sich. Schnell schaue ich weg. „Ist er nicht erbärmlich, ist er nicht lächerlich.“ Mit einer kleinen Ledergerte gibt sie ihm einen Klaps auf die Hoden. Peter krümmt sich zur Seite vor Schmerz. Doch das will er so. Genau so. In einer Email an Kora hat er seine Wünsche vorab beschrieben. Letze Woche hatte er noch den Gynäkologenstuhl gewählt, sie die Harnröhren von ihr dehnen lassen. Die Instrumente dazu gibt es im medizinischen Fachhandel. Das ist bei vielen Gästen sehr beliebt, weiß Kora. Dann fühlen sie sich ausgeliefert und hilflos. Warum Männer das wollen? Die Domina weiß es nicht, sie fragt aber auch nicht.
Mit ihrem Freund Herbert kuschelt sie lieber
Kora selbst trägt ein grobmaschiges braunes Netzkleid, das ihr knapp über den Po geht. Ein schwarzer BH drückt ihre C-Körbchen-Brüste nach oben. Sie hat schmutzig-blondgefärbte Haare, einen dunklen Ansatz. Ihre Haut ist sonnenbankbraun. Der Abdeckstift, der ihr drei Pickelchen am Kinn abdecken soll, ist einen Ton zu dunkel. Sie hat Augenringe. Untenrum trägt sie nichts, ihr Schambereich ist nicht mehr frisch rasiert. Antonia ist knapp vierzig, eigentlich aber doch irgendwie gutaussehend. Man würde sagen, gut gehalten. Koras Mann Herbert ist Tischler. Er findet das ok, was Kora macht. Zumindest glaubt sie das. Sagt sie. Zuhause bevorzugen es beide zärtlich, kuscheln viel, kochen zusammen.
Jetzt aber packt sie Peters Ohren und reißt seinen Kopf nach unten. Sie hat einen Plastikpenis, um ihre Hüften gebunden, schiebt ihn Peter in den Mund. Er schaut gequält, stöhnt. „Oder willst du nicht? – Doch, doch. Jetzt musst du es machen, wie du es sonst mit den Frauen machst.“ Schnell dreht sie sich zu mir um, grinst und zwinkert mir zu. Dann ist sie wieder böse Herrscherin. Diese Frau ist Profi.
Der Gynäkologen-Stuhl ist bei den Gästen besonders beliebt |
Seit der Finanzkrise läuft es nicht mehr so gut
Diese Behandlung kostet 120 Euro die Stunde. Sex gibt es keinen. „Wir sind doch keine Prostituierten“. Koras Stimme ist rau, gleichzeitig kehlig und hoch. Die Domina verdient Geld damit Männern ihre Fantasien zu erfüllen, bis sie sabbern und jammern und stöhnen. Sie spielt Hass, Hohn, Freude. Dann wieder Zärtlichkeit, Anteilnahme. Früher war Kora mal Laborantin, dann wurde sie arbeitslos. Seitdem arbeitet sie hier dreimal die Woche, stockt mit Hartz-IV auf. Für mehr reicht es nicht. Seit der Finanzkrise kommen nicht mehr so viele Gäste.
Das Dungeon ist eine Dreizimmerwohnung in einem Hinterhof des Berliner Stadtteils Reinickendorf. Die Fenster sind abgedunkelt, schummriges Licht. Neben dem Krankenzimmer gibt es zwei weitere Folterkammern, an den Wänden hängen Peitschen, Knebel und Masken. Alles ist in rot und schwarz gehalten, es riecht nach Desinkfetionsmittel. In einer Ecke steht ein kleiner Käfig. Manche Männer wollen hier einfach nur drei Stunden lang eingesperrt werden. Gemeinsam mit neun anderen Damen arbeitet Kora hier abwechselnd. Ein Geschäft mit der Lust an Schmerz und Erniedrigung.
Am Andreas-Kreuz werden die Männer mit Leder-Riemen gefeseelt |
Jetzt schickt mich Antonia hinaus aus der Folterkammer. Was jetzt kommt soll ich nicht sehen. Antonia erlaubt Peter sich selbst mit der Hand zu befriedigen. Laut Wunschemail sollte er dann noch sein Sperma schlucken. Nach der Ejakulation aber will er dann doch nicht mehr. „Das ist total typisch für viele Männer“, weiß Kora.
Peter ist schon gegangen. Er sagt nie etwas, nur: „Bis nächste Woche.“
*Name von der Red. geändert
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