Donnerstag, 8. September 2011

Blattkritik

Die Spannung war groß! Wie kommt unsere Zeitung an? Was war gut, was war schlecht? Um diese Fragen zu beantworten, hatte die Akademie-Leitung Oliver Michalsky in den Newsroom eingeladen. Michalsky gehört zur Chefredaktion der WELT-Gruppe und hatte am Vormittag das Vergnügen, unsere Übungszeitung von der ersten bis zur letzten Seite komplett durchzulesen. 

Vorweg: TEN Berlin bekam von ihm die Note 2. So gut hatte er keine der Übungszeitungen zuvor bewertet. 

Im Blickpunkt - und für uns besonders hilfreich - aber standen Dinge, die wir besser machen können. Die Fotoauswahl auf Seite 1, Bildunterschriften oder handwerkliche Fehler in Texten - nur ein kleiner Ausschnitt von vielen interessanten Hinweisen.

An dieser Stelle noch einmal ein Dankeschön an Oliver Michalsky, denn wir haben nicht nur bei der gestrigen Produktion, sondern auch bei der heutigen Besprechung verdammt viel gelernt.

Mittwoch, 7. September 2011

TEN Berlin - das steht drin

Wir titeln mit dem Thema Altersvorsorge, haben mit jungen Berlinern und Experten gesprochen, die uns sagen, welche Rentenvorsorge sich für Berufseinsteiger lohnt.

Weiter in der Zeitung: Aktuelle lokale Geschichten, im Sport über den Hertha-Spieler Christoph Jancker, seit 2009 im Klub, doch meistens Ersatz. Auf der IFA haben wir uns gefragt, was eigentlich alte Menschen an der neuesten Technik begeistert. In der Politik haben wir uns den Berliner FDP-Spitzenkandidaten Christoph Meyer genauer angeschaut und auf der Panorama-Seite berichtet unsere Reporterin, wie es ist, in einem Berliner Schaufenster zu übernachten. Dazu meinungsstarke Kommentare und die wichtigsten Themen des Tages im kompakten Überblick.

TEN Berlin, die Zeitung mit vielen lokalen, teils exklusiven, Autorenstücken.

Dienstag, 6. September 2011

"Auf die Knie!"

Kora* arbeitet als Herrscherin im Domina-Studio „Dungeon zu Berlin“. Routiniert quält sie ihre Gäste. Heute darf TEN-Reporterin Katja Heise dabei zusehen.

Peter ist Berliner. Dreißig, drei-Tage-Bart, männlich. Ein Mann, der im Leben steht. Doch jetzt hat er Arme und Beine weit von sich gespreizt. mit Lederriemen an die Wand geschnallt. Um den Oberkörper trägt er große Plastikbrüste mit rosa Nippeln. Im Mund einen Lederknebel, auf dem Kopf eine schwarze Zopfperücke. Über seiner Erektion trägt er ein Kondom. Sonst nichts. Peter heißt eigentlich anders, möchte aber anonym bleiben. Peter ist Gast im Dominastudio „Dungeon zu Berlin“. Wie jede Woche.

In der Folterkammer legen sich die "Sklaven" bäuchlings auf die Hängematte

Peter will es so. Genau so


Heute darf ich einmal zuschauen. Weil ihn das noch mehr erniedrigt, erklärt Domina Kora. Peters Augen sind weit aufgerissen, unsere Blicke treffen sich. Schnell schaue ich weg. „Ist er nicht erbärmlich, ist er nicht lächerlich.“ Mit einer kleinen Ledergerte gibt sie ihm einen Klaps auf die Hoden. Peter krümmt sich zur Seite vor Schmerz. Doch das will er so. Genau so. In einer Email an Kora hat er seine Wünsche vorab beschrieben. Letze Woche hatte er noch den Gynäkologenstuhl gewählt, sie die Harnröhren von ihr dehnen lassen. Die Instrumente dazu gibt es im medizinischen Fachhandel. Das ist bei vielen Gästen sehr beliebt, weiß Kora. Dann fühlen sie sich ausgeliefert und hilflos. Warum Männer das wollen? Die Domina weiß es nicht, sie fragt aber auch nicht.

Mit ihrem Freund Herbert kuschelt sie lieber

Kora selbst trägt ein grobmaschiges braunes Netzkleid, das ihr knapp über den Po geht. Ein schwarzer BH drückt ihre C-Körbchen-Brüste nach oben. Sie hat schmutzig-blondgefärbte Haare, einen dunklen Ansatz. Ihre Haut ist sonnenbankbraun. Der Abdeckstift, der ihr drei Pickelchen am Kinn abdecken soll, ist einen Ton zu dunkel. Sie hat Augenringe. Untenrum trägt sie nichts, ihr Schambereich ist nicht mehr frisch rasiert. Antonia ist knapp vierzig, eigentlich aber doch irgendwie gutaussehend. Man würde sagen, gut gehalten. Koras Mann Herbert ist Tischler. Er findet das ok, was Kora macht. Zumindest glaubt sie das. Sagt sie. Zuhause bevorzugen es beide zärtlich, kuscheln viel, kochen zusammen.


Jetzt aber packt sie Peters Ohren und reißt seinen Kopf nach unten. Sie hat einen Plastikpenis, um ihre Hüften gebunden, schiebt ihn Peter in den Mund. Er schaut gequält, stöhnt. „Oder willst du nicht? – Doch, doch. Jetzt musst du es machen, wie du es sonst mit den Frauen machst.“ Schnell dreht sie sich zu mir um, grinst und zwinkert mir zu. Dann ist sie wieder böse Herrscherin. Diese Frau ist Profi.

Der Gynäkologen-Stuhl ist bei den Gästen besonders beliebt

Seit der Finanzkrise läuft es nicht mehr so gut

Diese Behandlung kostet 120 Euro die Stunde. Sex gibt es keinen. „Wir sind doch keine Prostituierten“. Koras Stimme ist rau, gleichzeitig kehlig und hoch. Die Domina verdient Geld damit Männern ihre Fantasien zu erfüllen, bis sie sabbern und jammern und stöhnen. Sie spielt Hass, Hohn, Freude. Dann wieder Zärtlichkeit, Anteilnahme. Früher war Kora mal Laborantin, dann wurde sie arbeitslos. Seitdem arbeitet sie hier dreimal die Woche, stockt mit Hartz-IV auf. Für mehr reicht es nicht. Seit der Finanzkrise kommen nicht mehr so viele Gäste.


Das Dungeon ist eine Dreizimmerwohnung in einem Hinterhof des Berliner Stadtteils Reinickendorf. Die Fenster sind abgedunkelt, schummriges Licht. Neben dem Krankenzimmer gibt es zwei weitere Folterkammern, an den Wänden hängen Peitschen, Knebel und Masken. Alles ist in rot und schwarz gehalten, es riecht nach Desinkfetionsmittel. In einer Ecke steht ein kleiner Käfig. Manche Männer wollen hier einfach nur drei Stunden lang eingesperrt werden. Gemeinsam mit neun anderen Damen arbeitet Kora hier abwechselnd. Ein Geschäft mit der Lust an Schmerz und Erniedrigung.

Am Andreas-Kreuz werden die Männer mit Leder-Riemen gefeseelt
Jetzt will Peter, dass Kora ihm ihren Finger den After schiebt. Hinter seinem Rücken verzieht sie das Gesicht. Alle Männer mögen es in den Hintern, Kora findet das erschreckend. Sie ekelt sich vor dem Kot. Am schlimmsten findet sie den Gestank. Auch sonst will Kora, dass es im Dungeon Berlin pingelig sauber ist. Vor und nach jeder Behandlung wird alles mir Desinfektionsmittel eingesprüht und gründlich gewischt, die Waschmaschine wäscht alle Teppiche und Handtücher täglich. Mit Perwoll. Von alldem aber merkt Peter nichts. Er glaubt fest, dass es Kora auch gefällt, sagt ihr das auch in seinen Emails.


Jetzt schickt mich Antonia hinaus aus der Folterkammer. Was jetzt kommt soll ich nicht sehen. Antonia erlaubt Peter sich selbst mit der Hand zu befriedigen. Laut Wunschemail sollte er dann noch sein Sperma schlucken. Nach der Ejakulation aber will er dann doch nicht mehr. „Das ist total typisch für viele Männer“, weiß Kora. 

Peter ist schon gegangen. Er sagt nie etwas, nur: „Bis nächste Woche.“

*Name von der Red. geändert

Montag, 5. September 2011

So läuft das Projekt TEN

Die Ressorts sind besetzt, jeder weiß hoffentlich, was er zu tun hat. In unseren Köpfen kreisen viele Ideen, die es jetzt gilt umzusetzen.

Mit Stift und Schere: Blattplanung am Abend zuvor
Was passiert morgen? Wir erstellen eine Qualitätszeitung, Erscheinungstag ist Mittwoch, 7. September 2011. Der Endspurt im Grundkurs an der Axel-Springer-Akademie.

Wie die Zeitung aussieht, wie sie heißt, was wir machen - das ist uns überlassen. Viel Freiheit, aber auch viel Verpflichtung! 20 Leute, die sich einigen müssen. Welche Ressorts wollen wir überhaupt im Blatt haben? Wie wollen WIR Zeitung machen? Fragen, die wir im Vorfeld klären mussten - und geklärt haben. Wie das aussehen wird - die Antwort gibt's morgen.

Der Name: TEN Berlin; das steht für Themen, Emotionen, Nachrichten. Unsere Zielgruppe: Junge Leute aus Berlin, Altersklasse 14-39 Jahre. 

Und wie bringt man die dazu, eine Zeitung zu lesen? Wir wollen tiefgründig, hintergründig und einordnend sein. Die wichtigsten weltweiten Themen aus Politik, Wirtschaft und Sport abdecken. Aber uns vor allem auf unsere Stärken besinnen: Reportagen aus Berlin, gute Texte schreiben, andere Ansätze für Themen finden.

Gefragt sind gute Ideen, eine gute Organisation und ein gutes Zeitmanagement. Denn Deadline ist um 17.30 Uhr.

Ob das klappt? Wir werden sehen...

Wir machen Zeitung!

Unser Auftrag: Eine neue Zeitung! Unser Ziel: Eine bessere Zeitung! Der Name: TEN Berlin - Themen, Einblicke, Nachrichten - Das Zeitungsprojekt von Team 10 der Axel-Springer-Akademie.

Auf unserem Blog könnt ihr bei der Geburt von TEN live dabei sein. Schaut zu, wie unsere Zeitung entsteht: Themenkonferenz, Planung der Seiten, Auswahl der Themen,  Recherche und Produktion. Zeitungmachen von A-Z. Ganz schön anstrengend, aber vor allem spannend und lehrreich!